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Der Stall: wo Liebe und Wahrheit ein Zuhause finden
Wenn ich als Kind meine Großeltern besuchte, war mein größtes Glück der Moment, in dem mein Großvater mich mitnahm in seine alte Werkstatt. Er war Klempner und Elektriker gewesen. Ich muss noch sehr klein gewesen sein, als er mich das erste Mal dorthin mitnahm. Er war ein kleiner Mann und sein Gesicht ist das einer schwarzweiß Fotografie. Runzlig, alt und mit einer Brille, die viel zu groß ist für den hageren Kopf. An sein Gesicht von damals kann ich mich nicht im Detail erinnern – aber die Werkstatt sehe ich heute noch vor mir, obwohl sie schon seit vielen Jahren abgerissen ist. Dort steht jetzt ein Supermarkt und ein Seniorenheim. In meiner Erinnerung ist die alte Werkstatt ein Holzschuppen hinter dem…
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Ein Name (fast) wie für einen britischen Pub
Meine erste Englischlehrerin hieß Fräulein Hermann. Ihr Englisch war makellos britisch. Der Unterschied zu der Fremdsprache, die ich auf der Schule zuerst lernen musste, war frappant: wir hatten in der 5 mit Latein begonnen, Englisch kam erst in der 7 dazu. Den Reiz des Lateinischen entdeckten wir erst Jahre später, als Herr Wegener, der stets mit Begeisterung knallbunte Fliegen trug – Krawatten waren bei ihm ein Anzeichen für einen schlechten Tag und harte Arbeit im Unterricht -, uns lateinische Trinklieder beibrachte. (Er wurde dann leider ganz plötzlich versetzt.) Aber das Englisch von Fräulein Hermann hatte mich am Haken. Ich beschloss, ich müsse nach Großbritannien. Der Sprache wegen und auch ein bißchen wegen der Pferde. Die Gründe und Anlässe für meine Reisen auf…
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Reisen mit Druckpressen und andere annähernd unmögliche Unternehmungen
Kesselflicker, Scherenschleifer, Lumpensammler, Bänkelsänger: das fahrende Volk war ein buntes und nicht wenigen unter ihnen haftete der Ruch des Unseriösen an. Wer ganz sicher nicht dazu gehörte, das waren die Drucker. Der gute Johannes Gensfleisch zum Gutenberge hätte vermutlich recht ratlos dreingeblickt, wäre jemand ihm mit der Idee gekommen, er könne doch mit seiner Druckerei auch auf Reisen gehen. Beim Buchdruck sind lediglich die Lettern beweglich, der ganze Rest mag lieber da bleiben, wo er schon ist. Ein Umzug einer Werkstatt mit Druckpressen und Setzregalen, gefüllt mit Bleischriften, ist zwar kein Himmelfahrtskommando, aber ein gehöriges Abenteuer. Ich weiß, wovon ich rede: ich habe mein Atelier zwei Mal umgezogen. Im Jahr…