Künstlerbücher

Mir fehlt ein Wort – das Künstlerbuch zu Kurt Tucholsky

Das Werk ist 2010 erschienen, im Jahr des 75. Todestages von Kurt Tucholsky. Dem Künstlerbuch liegt eine Geschichte zugrunde, ähnlich wie einem Film ein Drehbuch als Basis dient. Tucholsky war Autor, Essayist, Journalist und promovierter Jurist in der Zeit der Weimarer Republik. Er lebte von 1890 bis 1935. Er starb in seinem schwedischen Exil – bis heute ist nicht klar zu entscheiden, ob er freiwillig aus dem Leben schied, oder unbeabsichtigt durch eine falsche Medikamentendosierung – oder möglicherweise sogar durch fremde Hände, die es wie einen Selbstmord aussehen ließen. Er hat in seinem Schriften stets Position gegen die Nazi-Partei bezogen, und er hat vor einem nächsten großen Krieg gewarnt. Nach der Machtergreifung Hitlers wurde die erste Ausbürgerungsliste der Nazi-Partei im August 1933 veröffentlich: Tucholskys Name stand auch darauf.

Die Geschichte, die dem Künstlerbuch Basis ist, erzählt ein Journalist mit Namen Karl Kauz. Ein junger Drucker im Berlin der Weimarer Republik nimmt nach Feierabend Makulaturbogen, also fehlerhafte Druckbogen, mit nach Hause und sammelt sie. Er nimmt sich diejenigen Bogen aus dem Abfall, auf denen Texte angedruckt sind, die ihm gefallen – die meisten davon sind von Kurt Tucholsky. Ein befreundeter Buchbinder zeigt dem jungen Drucker, wie er die so unterschiedlich großen Bogen einfach zu Mappen zusammenheften kann, nämlich mit der preußischen Archivheftung. So entstehen über die Jahre drei Mappen zu drei Themen. Als der junge Drucker 1933 überstürzt Deutschland verlässt, fallen die Mappen der Nazi-Partei in die Hände. Man ist dort dankbar für das „Beweismaterial“. Die Mappen wandeln sich zu Prozessakten. Die Bogen in den Mappen werden bestempelt und mit Aufklebern mit Jahreszahlen markiert. Am Ende dienen die Mappen als Nachweis dafür, Kurt Tucholsky als „Vaterlandsverräter“ einzustufen und ihn auszubürgern.

Auch wenn die Geschichte fiktiv ist: es hätte so gewesen sein können. Das Künstlerbuch enthält rund 60 Texte, die meisten von Kurt Tucholsky. Alle Texte sind als Makulaturbogen gedruckt, das heißt sie sind alle fehlerhaft. Sie sind auf ganz unterschiedliche Papiere gedruckt, in ganz unterschiedlichen Formaten und Schriften. Alle Texte sind von Hand aus Bleischriften gesetzt. Und: die Bogen sind in der historischen Technik der preußischen Archivheftung zu Mappen geheftet. Diese Heftung wurde auf den Ämtern Preußens genutzt für Akten, zu denen über die Jahre immer wieder Dokumente hinzugefügt werden mussten.

Künstlerbuch „Mir fehlt ein Wort“ – technische Angaben
Mappe 1: „Die er kennt, sagt er du – Über den Umgang mit der deutschen Sprache im allgemeinen und dem Buch im besonderen“, 30 Texte im Buchdruck plus ein Schreibmaschinenmanuskript (a4) Mappe 2: „Aber das wäre dann keine Reklame für den nächsten Krieg – Über den Umgang mit Krieg & Frieden und dem Rest der Welt“ – 29 Texte im Buchdruck und ein Schreibmaschinenmanuskript (A4) 
Mappe Z: „Lass ihn in Ruhe – Über den Umgang mit Kunst und Künstlern“, 12 Texte im Buchdruck

Jede Mappe misst 29 x 61 cm. Preußische Archivheftung, Einband aus beigem Aktenkarton. Alle Texte in Deutsch, Handsatz aus verschiedenen Bleischriften. Buchdruck auf verschiedenen Papierqualitäten, überwiegend Bütten. Die Mappen liegen in einer Wellpappeschachtel. Die Gesamtauflage ist auf 12 limitiert (von Mappe Z gibt es nur 6 Exemplare). Erschienen 2010, genau 75 Jahre nach Tucholskys Tod.

Die Exemplare 1 bis 6 sind die Vorzugsausgabe. Ein Archivkarton enthält dabei alle drei Mappen. Preis Euro 1.800,00
Die Exemplare 7 bis 12 sind die Normalausgabe. Ein Archivkarten enthält entweder Mappe 1 oder Mappe 2. Preis Euro 750,00

Das Schreibmaschinenmanuskript erzählt die – fiktive – Geschichte des jungen Druckers in der Weimarer Republik. Unter die Texte Tucholskys gemischt sind Essays von 10 erfundenen Autoren, die versuchen, den großen Meister zu Wort kommen zu lassen zu Themen vom Anfang des 21. Jahrhunderts. Diese Texte liegen auch separat in der Reihe “Posito … Gesammelte Makulaturen” vor.

Mehr Infos zu diesem Künstlerbuch bei The Fork and Broom Press

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